Farbgestaltung / Lasurmalerei

Farbgestaltung in Architektur und Innenarchitektur

Der Farbtheoretiker Faber Birren ist der Auffassung, „dass der gesamte Mensch, sein Körper, seine Seele und sein Geist eine koordinierte Einheit darstellt, einen Mikrokosmos, und dass Farbe all diese Dimensionen durchdringt“. Nimmt man diesen Gedanken ernst, so ist Farbgestaltung am und im Bau weit mehr als eine rein ästhetische und schon gar nicht nur eine Geschmacks-Frage.

„Die Farbe bewohnt den Raum, während die Linie nur durch ihn hindurch reist und ihn zerschneidet. Die Linie streift das Unendliche, die Farbe >ist<. Durch die Farbe empfinde ich eine vollkommene Identifizierung mit dem Raum; ich bin wirklich frei.“ (Yves Klein)

Dieses im Hinblick auf die Kunst, also den Bildraum formulierte Zitat, schlägt eine wunderbare Brücke zur Farbgestaltung in dreidimensionalen Räumen: sich identifizieren und gleichzeitig frei sein! Damit dies gelingen kann, sind verschiedene handwerkliche und künstlerische Voraussetzungen zu beachten.

Farblasur

„Die Transparenz ist der höchste Grad der Schönheit“  (Leonardo da Vinci)

Nicht alles was auf Wände gewickelt und gewischt wird, entspricht schon einer guten Lasurtechnik. Wenn Wandlasuren künstlerisch gestaltet werden, ist Wand nicht mehr lediglich Begrenzung – ein „dort, wo der Raum aufhört“ -, sondern ein „woher er sein Wesen beginnt„. (Martin Heidegger)

Lasuren haben eine atmende Anmutung im Gegensatz zu deckend gestrichener Farbe, die für Wände einen eher stabilisierenden Charakter hat.

Die lichtoffene Farbigkeit einer mehrschichtigen Lasurmalerei verändert sich bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen und bietet somit bei wechselnden Tages- und Jahreszeiten differenzierte Sinneseindrücke. Lasierte Flächen erscheinen auch dann polychrom, wenn sie mit nur einem Farbton lasiert werden.
In einer Zeit quantitativer Reizüberflutung befördern künstlerisch ausgeführte Lasuren eine qualitative Seherfahrung, die gleichzeitig beruhigend und anregend (harmonisierend) wirkt.

Durch Farblasuren dringt das Licht bis zum meist weißen Untergrund, wo es reflektiert und durch die Lasurschichten zurückgestrahlt wird, im Gegensatz zu deckenden Anstrichen, bei denen das Licht direkt an der Oberfläche gestreut und eingefärbt wird.

Lasuren können als zarter, webender Farbhauch auf Flächen aufgebracht werden, ebenso lassen sich kräftige Farbtöne und -klänge realisieren, bei denen vor allem bei vielschichtigem Arbeiten eine enorme Tiefenwirkung erzielt werden kann. Selbstverständlich kann auch mit unterschiedlichen Strukturen gearbeitet werden, bis hin zur Bildgestaltung.


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